13.11.2021  Aktueller Forschungsbericht  ( 1.)

 

Forscher bremsen Parkinson bei Mäusen aus

Der Wirkstoff Anle138b verhindert Verklumpung von Synuclein-Protein

 

Die Parkinson-Krankheit beginnt schleichend. Dem amerikanischen Filmstar Michael J. Fox zuckte plötzlich bei Dreharbeiten der kleine Finger der linken Hand. Er überspielte es jahrelang erfolgreich. Typischerweise breitet sich das Zittern weiter aus, Muskeln werden steif, die Bewegungen verlangsamen sich. Wissenschaftlerteams um Armin Giese von der LMU München und Christian Griesinger vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen haben eine chemische Substanz entwickelt, die die Parkinson-Erkrankung in Tests an Mäusen verzögern kann. „Die Forscher hoffen, dass es auf diesem Weg möglich wird, Parkinson ursächlich zu behandeln und so die Krankheit zu stoppen.
 

In den meisten Fällen tritt Parkinson bei Menschen zwischen 50 und 60 Jahren erstmals auf. Die Dopamin produzierenden Nervenzellen in der Substantia nigra, einer Struktur im Mittelhirn, gehen zugrunde. Unter dem Mikroskop werden auffallende Ablagerungen verklumpter Synuclein-Proteine im Gehirn sichtbar. In der frühen Phase lagern sich zunächst wenige Alpha-Synucleine zu sogenannten Oligomeren zusammen. Diese scheinen stark neurotoxisch zu wirken. Werden beim Menschen die ersten Symptome sichtbar, sind fatalerweise zumeist bereits mehr als die Hälfte der krankheitsrelevanten Nervenzellen abgestorben. Wissenschaftler forschen daher an verbesserten Methoden zur Früherkennung der Krankheit. Medikamentös können die Ursachen von Parkinson bisher nicht behandelt werden. Genau hier setzt die Arbeit der Forscher-Teams um Armin Giese und Christian Griesinger an.

Die Wissenschaftler haben jetzt einen Wirkstoff entwickelt, der in Tests an Mäusen das Fortschreiten der Proteinablagerungen und der Nervenzellschädigung in bisher nicht erreichtem Ausmaß verzögert und die krankheitsfreie Phase verlängert. „Das Besondere an unserer neuen Substanz ist, dass sie erstmals direkt an den Oligomeren ansetzt und ihre Bildung hemmt", erläutert Christian Griesinger, Leiter der Abteilung NMR-basierte Strukturbiologie am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie. Die Entdeckung dieses Moleküls ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit. „Der Schlüssel zum Erfolg war es, die Kompetenzen ganz unterschiedlicher Fachrichtungen zu bündeln. An der Entwicklung dieses Wirkstoffs waren Biologen, Chemiker, Mediziner, Physiker und Tiermediziner beteiligt“, sagt Armin Giese, Leiter einer Forschungsgruppe am Zentrum für Neuropathologie und Prionforschung der LMU München.

Rund 20.000 wirkstoffartige Substanzen testeten die Mitarbeiter um Giese systematisch darauf, ob sie die Bildung krankheitstypischer Proteinverklumpungen verhindern können. Ihr Screening basiert auf einer äußerst empfindlichen Laser-Methode, die der Mediziner Giese vor Jahren bei Nobelpreisträger Manfred Eigen am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie entwickelt hat. Schon in der ersten Stufe fanden sich unter den getesteten Molekülen einzelne interessante Kandidaten. Eine Substanz erwies sich schließlich nach weiteren systematischen Optimierungen als besonders effektiv. Andrei Leonov, Chemiker in Griesingers Team, gelang es, daraus einen vielversprechenden Wirkstoff zu synthetisieren. Dieser ist in therapeutischen Dosen sehr gut verträglich, kann mit der Nahrung verabreicht werden und die Blut-Hirn-Schranke passieren. Im Gehirn erreicht er hohe Wirkspiegel. Inzwischen haben die Münchner und Göttinger Forscher den Wirkstoff namens Anle138b – nach den ersten beiden Buchstaben des Vor- und Nachnamens von Andrei Leonov – zum Patent angemeldet.

Anle138b könnte sich auch beim Menschen als therapeutischer Wirkstoff eignen. Dies lassen komplexe Versuchsreihen von Giese und seinen Mitarbeitern im Reagenzglas und am Tiermodell hoffen. Dazu kombinierten die Forscher nicht nur biochemische und strukturelle Methoden im Labor, sondern untersuchten die Wirkung von Anle138b auch an Parkinson-Mäusen in verschiedenen Tiermodellen, die in München und in Labors im Exzellenzcluster „Mikroskopie im Nanometerbereich und Molekularphysiologie des Gehirns“ (CNMPB) in Göttingen etabliert wurden. Erhielten Mäuse Anle138b, konnten sie ihre Bewegungen deutlich besser koordinieren als ihre unbehandelten kranken Artgenossen. „Wir können dies mit einer Art Fitnesstest direkt überprüfen“, erklärt Giese. „Wir setzen die Mäuse auf eine kleine rotierende Walze und messen die Zeit, wie lange die Nager darauf balancieren können“.

Generell war der Behandlungserfolg umso größer und die erkrankten Tiere lebten umso länger, je früher sie Anle138b über das Futter verabreicht bekamen. Doch nicht nur bei der Parkinson-Krankheit war die Substanz wirksam. „Auch bei Creutzfeldt-Jakob finden wir krankmachende Protein-Verklumpungen, die bei dieser Krankheit durch das sogenannte Prion-Protein verursacht werden“, erklärt Griesinger. „Auch hier verhindert Anle138b wirkungsvoll ihr Zusammenlagern und die Mäuse überleben deutlich länger“. Die Ergebnisse der Forscher machen Hoffnung, dass Anle138b möglicherweise auch das fatale Verklumpen anderer Proteine wie des mit Alzheimer assoziierten Tau-Proteins stoppen könnte. Weitere Versuche der Göttinger und Münchner Forscher sollen dies testen. Anle138b ist deshalb für die medizinische Forschung ein wichtiges Werkzeug. Es erlaubt den Wissenschaftlern, direkt im Reagenzglas zu untersuchen, wie der Wirkstoff die Oligomere verändert und was ihr Zusammenlagern hemmt. Sie hoffen, damit wichtige Einblicke in die Mechanismen zu erhalten, wie neurodegenerative Krankheiten entstehen.

Bis heute werden durch die verfügbaren Medikamente nur die Symptome der Parkinson-Krankheit gelindert, indem sie die Funktion der verbliebenen Nervenzellen unterstützen. „Mit Anle138b könnten wir eine neue Klasse von Neuroprotektiva zur Hand haben, mit der sich möglicherweise Krankheiten wie Parkinson oder Creutzfeldt-Jakob bremsen oder sogar stoppen lassen“, erläutert Griesinger. Doch er warnt, dass die Ergebnisse an Nagern nicht unmittelbar auf den Menschen übertragbar seien. Im nächsten Schritt soll Anle138b auf Toxizität an Nichtnagern getestet werden. Erst wenn diese Versuche positiv verlaufen, rücken klinische Studien am Menschen in greifbare Nähe. „Es ist aber immer ein langer Weg, bis eine neue Substanz beim Menschen in der Therapie erfolgreich eingesetzt werden könne“, betont Mediziner Giese.

 

© Giese, LMU München

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

NEUE NEUROSEN-

FORSCHUNG

ERKENNTNISSE

von HanHoSan und

Dr. Arthur Janov,

Los Angeles, USA

 

Dr. Arthur Janov,

Primal Center, L.A., USA

EIN LEBEN VOR DER

GEBURT:

Hier ein Auszug übersetzt

von

Ferdinand Wagner:

 

Zum jetzigen Zeitpunkt können

wir nur raten, welche der

Traumen, die der schwangeren

Mutter zustoßen, ihre

Auswirkungen bis zu den

Enkeln fortsetzen. Es geht nicht

einfach darum, dass die Mütter

ein Trauma erlebten, sondern

darum, dass dieses Trauma ihre

Grundphysiologie ändert, und

diese Veränderung kann

lebenslange Auswirkungen

haben. Und wenn also ein

Enkelkind in seinen zwanziger

Jahren Herzprobleme oder

Krebs entwickelt, müssen wir

vielleicht die mutmaßlichen

Ursachen nochmals überdenken;

schauen, welche Art von

Schwangerschaft seine

Großmutter durchlebte. War es

in der Kriegszeit? Oder stritten

die zukünftigen (Groß-)Eltern

die ganze Zeit?

War Großmutter deprimiert?

War sie in ihrer

Schwangerschaft eine starke

Raucherin oder Trinkerin?

Es gibt eine ganze Menge neuer

Variablen, die man in Erwägung

ziehen muss. Das sieht ganz

nach der verworfenen Theorie

von der Vererbung erworbener

Charakterzüge aus, aber wenn

wir genau hinsehen, gründet es

nicht auf Vererbung sondern

auf Epigenetik; was mit der

Entfaltung dieser Gene geschah,

als sich das Trauma einschaltete.

 

Ein Beispiel: Jemand kommt auf

die Welt und hat von Geburt an

alle möglichen Allergien.

Eine Geschichte von

Notfallklinik-Besuchen wegen

jeglicher Art von Infektionen,

Asthma, Atmungsproblemen

aufgrund von Allergien und

allgemein aufgrund eines sehr

mangelhaften Immunsystems.

Hier müssen wir die Decke

zurückziehen und unsere

Aufmerksamkeit auf jene frühen

Monate im Mutterleib richten.

Wenn wir das tun, finden wir oft

heraus, dass die Mutter ziemlich

ängstlich und/oder deprimiert

war.

Oder oft fällt die Ehe

auseinander.

Oder in einem Fall war der

Ehemann angewidert, als ihr

Bauch dick wurde, und suchte

sich eine Affäre.

Die Mutter war geknickt, fiel in

eine Depression, und wir hatten

ein Baby, das die Auswirkungen

von all dem zu spüren bekam

und mit einem geschwächten

Immunsystem geboren wurde,

etwas, das ganz früh in der

Schwangerschaft begann.

Vergessen Sie nicht, dass das

Immunsystem in gewisser

Hinsicht unser erstes

rudimentäres Nervensystem ist,

das Gefahren und Bedrohungen

aufspürt und die Abwehr gegen

sie organisiert.

Das schließt die Sekretion von

einigen der schmerztötenden

Neurotransmitter mit ein, die

wir heute kennen.

Was damit begann, uns zu

verteidigen, endet damit, dass es

uns verletzt.

Wenn das Immunsystem

beeinträchtigt wird, sind die

Chancen gut, dass es auch mit

den natürlichen Killerzellen

geschieht.

Die Tatsache, dass wir dieses

physiologische Grundsystem

normalisieren, bedeutet,

dass Patienten tatsächlich ganz

frühe Ursachen wiedererleben.

Ich glaube, dass keine

Kognitions-/Einsichtstherapie

jemals das natürliche

Killerzellensystem ändern

könnte.

Huot und Kollegen haben

gezeigt, dass die Depression

einer Mutter, wenn sie

schwanger ist, sich auf das Baby

auswirkt.

(R.L.Huot, et al., « Negative

Affect in Offspring of

Depressed Mothers is Predicted

by Infant Levels at 6 Month,

and Maternal Depression during

Pregnancy but Not Post-Partum,

N.Y. Academy of Science

1032, 2004. 234-236).